Veränderungen

Irgendwann hatte ich mal davon berichtet ins Fitti zu gehen. Das mach ich auch weiterhin. Leider konnte ich damit mein Gewicht nicht in die Bahnen lenken, in die es sollte. Zum Fitti kam also auch noch AROHA (Aktiventspannung) hinzu. Aber selbst das brachte meinen BMI nur auf 29,7 und blieb lange Zeit dort hängen und ging irgendwann wieder hoch (krankheitsbedingte lange Sportpausen). Dazu kommt ja auch noch, dass ich ein guter Futterverwerter bin. Wenn Sport und viel zu Fuß unterwegs sein nicht helfen, muss weiter an der Ernährung geschraubt werden. Und das war mein Vorsatz für dieses Jahr.

Schon im Herbst gab es bei mir (leider nicht regelmäßig) veganes Abendbrot mit kleinem Erfolg. Aber dann kam Weihnachten und mein BMI schob sich von 32 hoch auf 34. So ausgeprägt ist meine Muskulatur dann doch nicht. Irgendwas musste also noch gehörig falsch sein. Ich las viel im Netz und in Büchern über Ernährung, hatte schon vor langer Zeit Karen Duves Selbstversuch („Anständig essen“) gelesen und dachte damals, vegan ginge bei mir nie im Leben. Komplett vegetarisch vielleicht, aber radikal nur noch Pflanze?
Dabei sprechen Obst und Gemüse allein schon für sich, was ihre Nährwerte angeht. Außerdem ist es bestimmt nicht gesund bis zu acht Liter Milch in der Woche ganz allein zu vernichten und zusätzlich noch Joghurt, Quark und Käse. Selbst auf Magerstufe wäre das zu viel. Also fing ich im Herbst an, es langsam runterzuschrauben. Wenn man so sehr an etwas gewöhnt ist, fällt es kein bisschen leicht damit aufzuhören.

Als Erstes wurde der Joghurt im Fettgehalt reduziert. Fruchtjoghurt kommt mir ja schon lange nicht mehr ins Haus, weil der meist viel zu süß ist und nicht unbedingt so schmeckt, wie er sollte. Also statt 3,5 nur noch 1,5 % Fett und selbiges galt für die Milch. Letztere landete auch nicht mehr in so großer Stückzahl im Einkaufswagen. Drei Liter sollten es maximal in der Woche sein. Mit der Zeit ging das sogar. Hab mir einfach mehr Tee gekocht und den gibt es ja in so tollen Sorten und Pflanzenmilch zum Kochen verwendet.

Aber das reichte mir dann doch nicht so ganz aus. Denn finanziell knallen Molkereierzeugnisse auch in geringerer Anzahl rein, wenn man nicht viel auszugeben hat, denn die pflanzlichen Ersatzprodukte sind preisintensiver. Zumal ich doch auch mehr Obst und Gemüse essen wollte und nicht hauptsächlich nur Bananen, Äpfel, Gurken, Paprika, Zucchini und Tomaten. Mehr Kartoffeln (weil die total lecker sind, mich schreckt nur die Zubereitungszeit manchmal etwas ab), im Winter vor allem öfters Kohl und endlich mal Neues probieren. Milch und Joghurt wurden also auf Magerstufe herabgesetzt, und als der letzte Käse aufgebraucht war, kein neuer mehr gekauft. Eier hatte ich im Januar das letzte Mal welche da.

Seit diesem Monat ernähre ich mich zu ca. 70 % vegan. Es schwankt ein bisschen. So richtig komm‘ ich vom Joghurt nicht los. Erstens kostet die Sojavariante ungefähr dreimal so viel und zweitens ist sie süß. Das passt nicht, wenn da süßes Obst rein kommt und ohne Joghurt mag ich kein Müsli (selbst zusammengestellt, versteht sich). Obst ist nun zu meinem täglichen Frühstück geworden. Je nachdem, wie ich Hunger habe, kommen Joghurt und Müsli dazu. Ich halte mich auch nicht an die Mahlzeitenreihenfolge, wie ich sie als Kind gelernt habe. Meine Hauptmahlzeit habe ich meistens irgendwann am späten Nachmittag. Davor gibt es mehrere Zwischenmahlzeiten, die meist aus Obst bestehen. Gemüse kommt dann nachmittags dazu, das Obst geht weg und Kohlenhydrate verteilen sich bei mir über den ganzen Tag. Auch abends. Teilweise esse ich sogar spät noch was. Ich koche mehr für mich, mache mir aber nun auch häufiger wieder Rohkostsalate. Ich kann nun für mich sagen, dass das die (bis jetzt) für mich beste Ernährungsform ist. Mein BMI liegt jetzt bei ca. 28. Was will man mehr? Es geht weiter abwärts und das find ich gut. Zehn kg können es ruhig noch werden und dann mal schauen. Schlank bin ich natürlich noch nicht, aber auf einem gesunden Weg dort hin und meine Portionen sind nicht gerade klein.

Sehr positiv ist auch, dass der Heißhunger auf Süßes rapide nachgelassen hat. Das war an manchen Tagen kaum auszuhalten. Und selbst, wenn ich tatsächlich mal sündige (süß, fettig, verarbeitet, ungesund in jeder Hinsicht), stört sich meine Waage nicht daran. Es geht mir besser und vielleicht wage ich ja sogar noch den letzten Schritt. Derzeit sehe ich keinen Grund, mich komplett umzustellen. Denn es gibt ja noch Familienfeiern, und hin und wieder ein Ei von Dorfhühnern würd‘ ich schon noch gerne essen. Dorfhühner leben in diesem Falle nachts im Stall und tags draußen, mit Wiese, Sandbädern und was Hühner sonst noch glücklich macht. Und Küken gibt es da entsprechend auch. Aber ein Sechserpack aus dem Supermarkt, und sei er noch so bio, ist mir dann doch nichts und außerdem zu viel.

Ich werde jedenfalls dabei bleiben und nichts an meinem Vorhaben ändern, absolut kein Fleisch mehr zu essen. Leider fallen damit auch noch ein paar Nahrungs- und Genussmittel weg, die zum Beispiel mit Gelatine sind, aber damit werd‘ ich schon klarkommen. Auf Wolle möchte ich nicht verzichten, denn Plastegarn ist unangenehm zu verarbeiten und hat nicht immer einen positiven Trageeffekt. Hauptsächlich geht es mir derzeit um die Ernährung und nicht gleich den kompletten Rattenschwanz, der noch dran hängt. Sicher wird sich für mich auch in anderen Lebensbereichen einiges ändern, aber dazu ist noch Zeit und manches schleicht sich auch wunderbar von selbst ein.